Das Figurentheater Barbara Gyger
1982 ist das Gründungsdatum des Figurentheaters Barbara Gyger. In den bislang 43 Jahren sind viele Inszenierungen entstanden, mit welchen Barbara Gyger auf der Herbstmesse (Zelt auf dem Petersplatz) in Basel und in vielen Kleintheatern in der Schweiz unterwegs war. Meistens waren es Einzelproduktionen. Zwischendurch gab es auch einige Coproduktionen mit der Figurenspielerin Vrene Ryser. Diese Inszenierungen wurden unter dem Titel GYRY-THEATER veröffentlicht.
Seit 2015 konzentriert sich Barbara Gyger in ihrer Arbeit als Figurenspielerin auf Inszenierungen, die speziell auf Kindergärten und Primaschulen zugeschnitten sind. Mit ihrer mobilen Bühne geht sie in Kindergarten- und Primarschulklassen und zeigt dort ihr Figurenspiel. Die beiden Inszenierungen «EIN SCHACHTELTHEATER KOMMT ZU BESUCH» und «IDA& FRITZ» bieten viele Interaktionsmöglichkeiten für die Kinder und sind bei den Lehrpersonen sehr beliebt. Beide Inszenierungen sind öfters Initialzündungen für eine Klasse, selber ein Theaterstück zu erfinden, zu schreiben, zu inszenieren und vor allem mit eigenen Figuren zu spielen.

Vita Barbara Gyger
Barbara Gyger, geboren 1951 in Rheinfelden AG
- Ausbildung als Kindergärtnerin
- 25 Jahre Kindergartenpraxis mit heilpädagogischer Zusatzausbildung in Basel und Liestal
- Seit 1982 professionelle Figurenspielerin
- 12 jähriger Lehrauftrag am Basler Lehrerseminar Figurenbau- und Spiel /Theaterpädagogik. Organisation und Durchführung verschiedener Theaterprojekte in LehrerInnen – Fortbildungsprogrammen
- Figurenbau – und Spielkurse für Kinder im eigenen Atelier, oder an schulfreien Nachmittagen in Schulhäusern
- 1982 -1985 Inszenierung und Spiel von vier eigenen Figurentheaterstücken. Gastspiele in der ganzen Schweiz
- 1985- 1988 Stage und Ausbildung bei Radio SRF (Familienrat, Hörspiele und Jugendsendungen)
- 1991 -1995 Zusammenschluss des Figurentheaters Barbara Gyger und Koffertheater Vrene Ryser zum «GYRY-THEATER». Fünf Inszenierungen im Zelt auf dem Petersplatz während der Basler Herbstmesse. Im Anschluss Gastspiele in der ganzen Schweiz, in Kleintheatern, Quartiertreffpunkten und Schulen
- Ab 1996 weitere Inszenierungen und Spiel von eigenen Figurentheaterstücken. Daneben ein Teilpensum als Kindergärtnerin
- Seit 2015 «EIN SCHACHTEL-THEATER KOMMT ZU BESUCH» Diese Figurentheater-Inszenierung ist immer noch ein fester Bestandteil im Tourneeplan von Barbara Gyger
- 2023 kommt die Inszenierung «IDA UND FRITZ» hinzu, ein neuer fester Bestandteil im Tourneeplan von Barbara Gyger
.... eine Stimme zum Schaffen von Barbara Gyger ....
Was steckt eigentlich dahinter, wenn ein Mensch plötzlich seine geregelte Arbeit mit viel Freizeit und Aussicht auf eine angenehme Pension aufgibt und einfach nicht anders kann als Figuren herzustellen und damit eigene Geschichten zu spielen, die Alt und Jung gleichermassen begeistern? Es ist, um es gleich vorweg zu nehmen, eine grosse Liebe zu den Geschöpfen dieser Welt.
Barbara Gyger spürt Menschen, Tiere, Kobolde oder auch scheinbar unbelebte Sachen auf, bildet sie nach und erweckt sie zu neuem Leben, indem sie mit ihnen spielt. Kommt dazu noch ein Publikum, das sich «anzünden» und zum mitmachen verleiten lässt, setzt ihre herzerfrischende Improvisationskunst ein und der Erfolg der kleinen Geschöpfe fällt auf die Schöpferin zurück. Diese nimmt ihn dankbar auf, um dadurch sogleich wieder Kraft für neue Ideen zu schöpfen.
Wie jeder Künstlerin ist Barbara Gyger nicht nur eine unglaubliche Beobachtungsgabe eigen, sondern auch ein zartes Flair für erzieherische Möglichkeiten. Sie spielt zum Beispiel Sydepfötli nicht nur mit Lust und Bravour recht stubenkätzisch, sondern bringt fast unmerklich ihr pädagogisches Anliegen ein: Ein Aufruf zur Veränderung, zum Neuen, zum Besseren, zum Lebendigen schlechthin.
Keines ihrer Geschöpfe muss so bleiben, wie es zum ersten Mal erscheint. Jedes wandelt sich irgendwie im Laufe des Geschehens. Sydepfötlli wird vom verwöhnten Einzelkind zum Kameraden. Aber nicht, weil da jemand den Moralfinger hebt, sonder weil es schliesslich der Situation gemäss gar nicht anders kann. Das neue Verhalten erzeugt obendrein Vergnügen. Eine Veränderung der Hauptperson ist in jedem Stück anzutreffen. Wenn Polenta aus Langeweile und Unausgefülltsein aus ihrem alten Zirkus ausbricht, weiss sie vorerst gar nicht, wie es weitergehen soll. Man erlebt mit ihr zusammen die Leere und Ziellosigkeit eines jeden Davongelaufenen. Von irgendwo her fliegt ihr eine Möglichkeit zu und die Niedergeschlagenheit verlässt sie. Sie versucht etwas Neues und erlebt einen neuen Erfolg.
Barbara Gyger stellt keine Helden oder Supermänner dar, ganz im Gegenteil, all unsere Fehler, Unarten und Schwächen spazieren sympathisch verpackt auf die Bühne. Gross und Klein erkennt sich schmunzelnd wieder. Dauernde Unvollkommenheit und öder Alltag aber schreien direkt nach Veränderung. Hier setzt Barbara Gyger ihren Hebel jeweils subtil an: Wenn sie zum Beispiel im Zickschwapp den Sturm nimmt, der dem kleine Sellerie eine neue, bereichernde Begegnung ermöglicht, so stossen wir wie in allen Stücken auf eine abgrundtiefe Wahrheit: Das Neue fliegt von irgendwo zu, dem kümmerlichen Quasihelden bleibt nur, die Augen zu öffnen und das Beglückende beim Schopf zu packen. Wie im echten Märchen schafft es der Dumme schliesslich, das höchste Ziel zu erreichen, weil er nicht in blindem Eifer nur auf seine eigene Leistung baut. Eine sehr tröstliche Botschaft für alle Kinder unserer Zeit, möglicherweise auch für uns Erwachsene.
Das Ziel ist es also, immer offen zu sein fürs Neue. Hergebrachtes verändern, auf irgend einem Gebiet heisst schöpferisch zu sein und Kreativität bringt Zufriedenheit. Genau das ist Barbara Gygers Wunsch für sich selbst und ihre kleinen und grossen Zuschauenden. All ihre Geschichten entspringen ihrem eigenen Erlebnisbereich. Jedes Stück aber berührt einen neuen Gesichtspunkt, sogar der Figurenspielrahmen wechselt jedesmal.
Wenn Barbara Gyger ihre Gestalten führt, spielt sie nicht nur, sondern lebt und verändert sie und sich selber fortwährend.
Dass ihre Lebendigkeit noch lange ihre Funken sprühen möge, viel Kreativität wecke und fördere, wünsche ich ihr und auch all den Zuschauenden.
Monika Sandmeier